Wie können wir Team-arbeit jetzt bewusst neugestalten? 

Impulse vom hybriden Arbeiten bis zur Selbst-führsorge

Viele von uns fahren gerade mit ihren Teams durch den selben Sturm. Globale Einflüsse der Pandemie wirken sich direkt oder indirekt auf unsere Abläufe aus. Herausforderungen durch geschlossene Büros lassen uns gemeinsam neue digitale Möglichkeiten und Probleme ergründen in der Remote-Arbeit. Individuelle Wünsche nach mehr Sinn, Augenhöhe, Wertschätzung und der Berücksichtigung der eigenen Schwierigkeiten, zum Beispiel als Eltern bei reduzierten Kinderbetreuungsmöglichkeiten, bringen nochmals neuen Schwung in die Flexibilitäts-Debatte. Welche Formen der Zusammenarbeit sind für uns möglich oder werden erwartet? Und gleichzeitig kenne ich aus vielen Gesprächen eine starke Erschöpfung nach langer Zeit von Unsicherheit, Veränderungen, vielleicht sogar Krankheit oder persönlichen Verlusten.

In diesem Artikel liest du vier Impulse aus der Neues Arbeiten Lounge vom August 2021 im KrämerLoft Erfurt zum Thema “Teamarbeit nach >1 Jahr Pandemie: Wie weiter?"

1) Wie wollen wir zusammen arbeiten? Klarheit, Testen und Lernen

Ohne die Klarheit und das Bewusstsein Eurer Ziele (Warum gibt es Euch? -> Sinn, Vision), Euren Werten & Prinzipien (Was ist uns wichtig, woran wollen wir uns messen?) ist es schwer möglich wirksame Entscheidungen für die zukünftige Zusammenarbeit abzuleiten. Dieses Bewusstsein war schon immer wichtig. Jetzt wo es gilt neue Wege ausprobieren wie das hybride Arbeiten oder weiter regelmäßig auf Veränderungen im Außen wie die neueste Verordnungen in der Pandemie zu reagieren, brauchen Führungskräfte und Teams einen klaren Anker.

Modelle wie das Soulworx Culture Canvas unterstützen Euch dabei, diese Klarheit herzustellen. Sind die Themen “in der Mitte” wie Sinn, Vision, wichtige Wertevorstellungen klar, könnt Ihr von dort gezielt ableiten: Was bedeutet das für uns in Bezug auf Strukturen, Tools, Räume, Führung, Selbstführung etc., um Euren individuellen Weg zu finden.

SOULWORX ist eine Purpose-Beratung, die Menschen und Organisationen in ihrem Wachstum unterstützt. Sie will Teams inspirieren und dazu befähigen, gemeinsam die Welt des Arbeitens zu einem kraftvollen Ort zu machen, damit Wirtschaften eine neue Bedeutung kommt: Ignite True Growth. Um echtes Wachstum zu ermöglichen, stellt SOULWORX in der eigenen Arbeit ein ganzheitliches, gemeinschaftliches Sinnerleben in den Mittelpunkt.

Die nächste Frage lautet dann: Was wollen wir uns dazu konkret vornehmen und als nächstes Ausprobieren? Und dies dann nach zum Beispiel nach 3 oder 6 Monaten wieder zusammen zu reflektieren: Hat es gewirkt? Was lief gut? Was fehlt noch? und ansprechend anzupassen. Denn Zusammenarbeit ist nie für immer geklärt, sondern wie alle anderen Themen in der heutigen komplexen, sich schnell verändernden Zeit ein kontinuierlicher Lernprozess.

2) Otto als Beispiel: Werte-basiert Maßnahmen für Führung, Prozess- und Raumgestaltung ableiten

Mit den aktuellen Herausforderungen seid ihr nicht allein. Inspiration für Prozesse und Inhalte könnt Ihr Euch jederzeit bei anderen Unternehmen einholen.

Im Bericht von Otto über das neue Vorgehen in der Zusammenarbeit findet Ihr zum Beispiel viele spannende Impulse. Aus dem Artikel der W&V ist herauslesbar, dass dem Unternehmen Otto Werte wie persönliches Miteinander, Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Flexibilität besonders wichtig sind.

Passend dazu haben sie sich entschlossen, als grundlegende strukturelle Maßnahme die Präsenzpflicht aufzuheben und Teams selbstbestimmt entscheiden zu lassen, wie diese in Zukunft ihre Arbeitsprozesse und -orte gestalten wollen. Damit geben sie Eigenverantwortung an die Teams, die jetzt in regelmäßigen “Kollaborationssprints” erarbeiten und reflektieren, wie genau sie zusammenarbeiten wollen angepasst an ihre Tätigkeiten und individuellen Bedürfnisse und Wünsche.

Otto ist aber auch das persönliche Miteinander wichtig. Daher wird es weiter Büros geben und Otto will bestmögliche Voraussetzungen schaffen, dass es Räume gibt, in denen sich Teams weiterhin für dann spezielle Tätigkeiten vor Ort treffen können. Für die neue Otto-Zentrale, die 2023 fertig gestellt werden soll, werden daher noch mehr flexible Arbeitsmöglichkeiten geschaffen mit weniger Flächen für Einzelarbeit und mehr Flächen für Workshops, Konferenzen und Teamarbeit.

Für solch eine Flexibilität bereits perfekt aufgestellt ist Unilever in seinem neuen Gebäude, wo genau dies schon live und in Farbe zu bestaunen ist.

3) Tipps für hybride Zusammenarbeit

Nicht im Büro zu arbeiten, sondern mobil im Homeoffice, im Coworking Space oder ähnliches, ist für viele von uns Realität geworden, ohne das wir uns das immer freiwillig gewählt haben. Besonders viele Führungskräfte, die vorher noch glaubten “Bei uns geht das nicht, meine Teammitglieder arbeiten von zu Hause nicht und ähnliches” sind eines Besseren belehrt wurden. 

Gleichzeitig war ich selbst von der Zahl überrascht, das wir insgesamt von nur 4 Prozent “Homeoffice Nutzung” vor der Pandemie, einem zeitweisen Sprung zu über 20 Prozent uns nun “nur” bei 15 Prozent Remote-Arbeit eingependelt haben (Quelle: Hans Böckler Stiftung). Die Frage “Wie geht hybrides Arbeiten am besten?” betrifft also tatsächlich insgesamt gar nicht so viele Menschen. 

Und doch ist ein allgemeiner Anstieg an Wünschen nach mehr Flexibilität zu erkennen. Laut der aktuellen Studie zur Zukunft der Arbeitswelt von EY waren circa 90 Prozent der befragten Angestellten mit Bürotätigkeit mit ihrer mobilen Arbeit zufrieden oder sehr zufrieden und der Großteil möchte die Vorteile davon weiter nutzen. 

Hilfreiche Tipps bei der Gestaltung der Prozesse für hybrides Arbeiten:

  • Entscheidet Tätigkeits-basiert: was geht mobil, was geht nur vor Ort oder besser vor Ort?
  • Berücksichtigt den Kontext von synchronen und asynchronen Formaten: je emotionaler das Thema, je eher solltet ihr synchron und vor Ort kommunizieren (eher asynchron: Post, Email, Chat; eher synchron: Telefonat, persönliches Gespräch).

Diese und weitere Punkte hat Otto übrigens in ihrer “Matrix der Zusammenarbeit” zusammengefasst, die Teams bei ihren Entscheidungen unterstützt und auch gleich eine Übersicht für die zukünftigen Anforderungen an Tools und Räume aufzeigt.

Quelle: Otto.de

  • Für die Entscheidung welche Meetings remote oder vor Ort am effizientesten sind, kann der Faktor der Komplexität als Orientierungsinstrument genutzt werden. Mehr Tipps dazu im ausführlichen Artikel der Harvard Business Review dazu.
  • Vergesst nicht gleich wieder die Kolleg/innen, die nicht im Büro sind und verankert im Bewusstsein “Eine/r Remote, alle Remote”. Denn wenn einige im Büro sind und andere remote arbeiten, werden die die nicht sichtbar sind schneller vergessen bei Informationsflüssen und erhalten grundsätzlich weniger Aufmerksamkeit. Gerade bei hybriden Modellen ist es wichtig, im übertragenen Sinne so zu denken, als wären alle remote und damit alle gleichberechtigt. Wurden zum Beispiel Entscheidungen im Gespräch im Büro getroffen, solltet ihr direkt eine Information im Chat an alle senden. Oder bei Videotelefonaten Euch alle individuell einwählen am eigenen Rechner, um so Meetings optimal zu designen egal ob für die Menschen im Büro oder Remote.
  • Auch die Kompetenz der wertschätzenden Kommunikation spielt eine wichtige Rolle. Wie auch schon vor der Pandemie ist empathische, klare, effiziente Kommunikation eine Hauptzutat von guter Zusammenarbeit und Arbeitserfolgen. Auf neuen technischen Kanälen und mit verteilten Kolleg/innen bekommt diese Kompetenz für jedes einzelne Teammitglied nun eine noch größere Bedeutung. Wertvolle Impulse kann dazu zum Beispiel die Gewaltfreie Kommunikation bieten.

Übrigens:

In der aktuellen Folge #278 des bekannten Podcasts "On the way to New Work" spricht Christoph Magnussen mit Sarah Dubbert (Unilever) und Daniel Ringwald (The Dive) über "Das Gebäude hat sich nicht mit uns mitentwickelt" und wie Unilever die Neugestaltung ihrer Zentrale angegangen ist. Dort gibt es jetzt ein ganz neues Flächennutzungskonzept, das flexibles Arbeiten mit mehr remote Arbeit und co-kreatives Arbeiten vor Ort integriert. Unbedingt reinhören!

4) Tipps für emotionale Stärkung

In vielen Teams ist trotz aller Änderungen langsam wieder mehr Normalität eingekehrt, man hat sich an die neuen digitalen Prozesse und die Unsicherheit etwas gewöhnt und angepasst. Und doch ist vielerorts noch nicht wieder die alte Energie eingekehrt. Zu sehr wirken noch Erschöpfung, Stress durch Unsicherheit, vielleicht auch eigene gesundheitliche Einschränkungen oder persönliche Verluste nach. Auch diesem Thema Beachtung zu schenken ist ein weiteres wichtiges Gebiet, um zusammen im Team Schritt für Schritt wieder zu neuem Schwung zu finden.

Führungskräfte können im Bereich ihrer Verantwortung dazu zum Beispiel...:

  • ... Gesprächsräume anbieten: im individuellen Gespräch oder in der Gruppe gezielt Zeit und Raum für “Wie geht es dir gerade?” einplanen, um mehr voneinander zu erfahren und sich gegenseitig gut zu unterstützen.
  • ... Vorbild in wertschätzender Kommunikation sein.
  • ... die Prozesse der “Teamarbeit” bewusst in den Fokus nehmen, Ziele zu “Wie wollen wir arbeiten?” definieren, Maßnahmen einleiten und regelmäßige Reflektionsprozesse und Anpassungen durchführen.

Neben dem Rahmen durch die Organisation, bzw. deren Führungskräften ist wie bei allen Themen natürlich auch die

Selbstverantwortung jedes/r Einzelnen/r gefragt wie...:

  • ... Selbstführsorge betreiben: Das fängt bei Schlaf, Sport und weiteren Tätigkeiten im Außen an und ist besonders wirksam, wenn ich meinen Blick auch nach Innen richte für Antworten auf die Fragen: Wer bin ich? Was ist mir wichtig? Wie kann ich selbst für mich einstehen? oder auch Zeiten ganz im “Nichts” wie in der Meditation zu verbringen.

Mehr zum Format Neues Arbeiten Lounge

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Die “Neues Arbeiten Lounge” ist eine monatlichen Veranstaltungsreihe von Sonja Mewes / Beautiful Future und Nicole Sennewald / KrämerLoft Coworkingspace Erfurt.

Wir wollen Euch einmal im Monat Freitags (9-10 Uhr) in der Lounge des KrämerLoft's in Erfurt kurz und intensiv zu einem spezifischen Thema inspirieren, dass Neues Arbeiten möglich macht. In jeder Veranstaltung erwartet Dich ein Impuls für Lösungsstrategien zu aktuellen Herausforderungen rund um effiziente, wirksame Zusammenarbeit, Raum für Austausch und Fragen und eine konkrete Einladung für Dich selbst zum Ausprobieren. Wer im Anschluss  (10-11 Uhr) die Zeit noch für weiteres Netzwerken oder Kaffee-Trinken nutzen möchte, ist herzlich eingeladen.

Die Anmeldung erfolgt über die Meetup-Gruppe New Work Thüringen.