OKRs als Coaching-Tool für Teams
Die Arbeitsweisen eines professionellen Coaches und die Eigenschaften des Zielsystems Objectives & Key Results (OKRs) haben viele Analogien. Bei beiden spielen die Kraft der Vision für Veränderungen, klare Zielen als Rahmen für alle Aktionen, das Überwinden von Hindernissen, iteratives Erarbeiten sowie Reflektion und Austausch eine wichtige Rolle. Wer das volle Potential von OKRs nutzt, ermöglicht seinen Teams sich selbst zu coachen um so offen, kreativ und kontinuierlich lernend zusammen zu arbeiten. Sieben konkrete Prinzipien aus dem Bewusstseins-Coaching (Consciousness Coaching®) zeigen euch diese Analogien auf und geben Inspiration, die vollen Coaching-Potentiale in euren OKR Prozessen zu nutzen.
Coaching Prinzip 1: Kreation statt Reaktion durch Präsenz im Hier und Jetzt
Bewusstseins-Coaching Prinzip
Im Coaching wie in der Steuerung von Organisationen bilden inspirierende, ambitionierte Ziele das wichtigste Fundament für alle Handlungen, die folgen. Denn hierin finden wir später die Energie, die wir für das Umsetzen von Veränderungsprozessen benötigen.
Um in den Modus des Kreieren solcher inspirierenden, ambitionierten Ziele zu kommen, ist es wichtig, während der Zieldefinition ganz präsent und offen zu sein.
Im Bewusstseins-Coaching unterstützt der Check-In die vollständige Präsenz durch das bewusste Wahrnehmen aller Körperebenen: Verstand, Emotion, physischer Körper und energetischer Körper. Fragen für den Check-In sind beispielsweise: Welche Emotionen sind in den letzten 12 Stunden bei mir besonders präsent gewesen? Welche körperlichen Empfindungen kann ich gerade in meinem Körper wahrnehmen? Wie hoch ist meine Lebensliebe und Selbstliebe gerade? Welche Eigenschaft würde ich in diesem Moment meinen Verstand geben?
Anknüpfungspunkt im OKR Zyklus
Genau in diesen präsenten, offenen, kreativen Modus wollen wir auch für die OKR Definition gelangen. Denn sind wir im Gegensatz dazu zum Zeitpunkt der Zieldefinition getrieben von Sorgen oder Ängsten, die wir zum Beispiel noch aus einem vorherigen unangenehmen Gespräch im Führungskreis „mitbringen“, sind wir im Reaktionsmodus. In diesem gestressten Zustand können wir rein neurologisch nicht offen und kreativ sein. Stattdessen sind unsere Ideen für Ziele dann angstgetrieben und wahrscheinlich engstirnig, was sich sicher keine Gründerin und kein CEO für die eigene Organisation wünscht.
Ein gemeinsamer Check-In über alle Körper-Ebenen wie im Bewusstseins-Coaching beschrieben kann den Start eures OKR Definitionsworkshops unterstützt, so dass danach jede beteiligte Person besser im Hier und Jetzt präsent ist.
Coaching Prinzip 2: Alles mit eurer Vision verbinden
Bewusstseins-Coaching Prinzip
Im Coaching geht es im Kern darum dir zu ermöglichen, gezielt eine Veränderung herbeizuführen, so dass dein gesamtes Tun und Sein dem entspricht, was du dir eigentlich wünschst. Dein/e Coach/Coachin unterstützt dich, indem er/sie dich im Gespräch immer wieder mit deiner persönlichen Vision verbindet.
Anknüpfungspunkt im OKR Zyklus
Die formulierten Ziele (OKR Sets) ermöglichen genau diese Rolle für Teams und die Organisation: sie bilden die Brücke zwischen deinen Aufgaben und Vision. Durch diese Klarheit über die Vision in Form von greifbaren OKR Sets haben alle im Team den nächsten Schritt hin zur Vision immer sichtbar vor Augen und können ihre Arbeit danach priorisieren. Und die inspirierenden OKR Sets werden den Teams auch bei aufkommenden Schwierigkeiten Motivation und Kraft geben.
Damit die OKR Sets tatsächlich die Vision abbilden ist es wichtig, diese (z.B. sichtbar durch Poster an der Wand) mit in den OKR Definitionsworkshop einzubeziehen. Im Workshop kann ein/e Moderator/in unterstützen, dass das Gruppengespräch tatsächlich immer wieder zurück zur Vision findet.
Um Motivation und Inspiration aus den OKR Sets zu ziehen ist es essenziell, dass diese tatsächlich das „Warum“ abbilden und nicht bereits konkrete „Was/Aufgaben“. Auch hierbei kann eine/e Moderator/in das Team mit Fragestellungen zusätzlich unterstützen.
Coaching Prinzip 3: Mit offenen Fragen neue Erkenntnisse ermöglichen
Bewusstseins-Coaching Prinzip
Coaching ist typischerweise ein Gesprächsprozess, um dann basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen Strategien und Pläne zu erstellen. Durch offene Fragen, also Fragen, zu denen es keine ja/nein Antwort gibt sondern viele Antwortmöglichkeiten, und deren Beantwortung erkennt eine Person für sich selbst neue Möglichkeiten, oder bisherige Blockaden, die sie durch Nachdenken alleine nicht sehen konnte.
Anknüpfungspunkt im OKR Zyklus
Nicht die erstbesten, sondern die wirklich wirksamen nächsten Schritte zu identifizieren ist vor allem durch Gespräche und offene Fragestellungen möglich. Um im Team mit mehreren Personen effizient und wirksam Gespräche zu führen, sind Zeit (z.B. 2-4 Stunden), Ort (z.B. Workshop-Raum außerhalb) und Struktur (z.B. durch Rolle eines Moderators) wichtig für den Erfolg des OKR Definitionsworkshops.
Offene Fragen, deren Antworten neue Möglichkeiten für die nächsten Schritte sichtbar machen können sind zum Beispiel:
- Was hat uns bis jetzt davon abgehalten, diesen Aspekt unserer Vision zu realisieren?
- Was würde für uns als Team möglich werden, wenn wir bei diesem Thema einen großen Schritt weiterkommen?
- Was wollen wir manifestieren und was würde uns erlauben diesen Wunsch umzusetzen?
- Was müssten wir dafür aufgeben?
Coaching Prinzip 4: Die Macht der Worte bewusst einsetzen
Bewusstseins-Coaching Prinzip
Wann realisieren wir Ziele eher? Wenn wir sagen „Ich möchte gerne eine neue Sprache lernen“ oder wenn wir sagen „In 3 Monaten will ich C1 Niveau Spanisch erreicht haben“? Je klarer und konkreter, umso wahrscheinlicher ist die erfolgreiche Zielerreichung. In dem Moment, in dem ich statt „ich möchte“, „ich will“ oder „ich werde“ sage, werden meine Worte bereits zu Handlungen, zu einem Sprech-Akt. Durch mein klares, 100-prozentiges Commitment zum Ziel bin ich schon auf halbem Weg der Erreichung.
Das beschriebt die Macht des Wortes, dass im Bewusstseins-Coaching benutzt wird, um die Klientin/den Klienten zu unterstützen ein klares Versprechen sich selbst gegenüber für die nächsten Schritte hin zu ihrem/seinem Coaching-Ziel zu geben.
Anknüpfungspunkt im OKR Zyklus
Die Klarheit von “wann” und “was” steckt bei OKRs in vielen Stellen. Von der Dauer des Zyklus (definiert das “wann”), über die Klarheit der Objectives zur Klarheit und Messbarkeit der Key Results. Alle diese Stellschrauben sind wichtig.
Ich möchte Euch hier vor allem aufzeigen, wie ihr ganz bewusst mit dem Kernaspekt „Commitment“/Versprechen umgehen könnt. Denn je höher das Commitment aller Beteiligten zu euren Zielen, umso wahrscheinlicher ist die spätere Erreichung.
Um das Commitment aller Personen im Team einzuholen ist es hilfreich, das ganze Team im Entstehungsprozess der OKR Sets zu beteiligen. Oder wie gut könnt ihr euch mit Zielen verbinden, die euch von anderen vorgegeben werden?
Von Vorteil ist es ebenfalls das Commitment anderer Stakeholder einzuholen, die entweder eure Vorgesetzten sind oder Partner, die indirekt an der Zielerfüllung beteiligt sind. Es verlängert zwar den Finalisierungsprozess der OKR Sets, erzeugt dabei aber wichtige Klarheit und „potenziert“ die Macht des Wortes aller Beteiligten.
Um Klarheit über das finale Commitment für alle Teams herzustellen, unterstützt eine Verkündung in einem organisationsweiten Meeting oder über andere Kommunikationskanäle.
Coaching Prinzip 5: Mit 100% Integrität handeln
Bewusstseins-Coaching Prinzip
Im Bewusstseins-Coaching arbeiten wir mit dem Prinzip der Integrität, was im Anschluss die Macht deines Wortes in die Realität umsetzt.
Die Definition von Integrität lautet hier: Machen, was du sagst, dass du es machen wirst, zum Zeitpunkt wie du gesagt hast, dass du es machen wirst. Machst du zu 50% das was du gesagt hast, wann du gesagt hast, dass du es machen wirst, wirst du mit 50% Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein.
Warum ist das wichtig? Kennst du diesen Moment, wenn du das Gefühl hattest, du warst genau zum richtigen Moment am richtigen Ort? Und dort hast du zufällig genau die Person getroffen oder die Information erhalten, die du für deinen nächsten Schritt brauchtest, um dein Ziel zu erreichen?
Was, wenn es Gesetzmäßigkeiten gibt, die hier am Werk sind? Genau für dafür ist es wichtig, dass du eben das machst, was du gesagt hast, das du es machen wirst, wann du gesagt hast dass du es machen wirst. Nur so können „Zufälle“ für dich geschehen. Oder sie geschehen, aber du wirst davon nichts merken, weil du dein Vorhaben zwischendurch wegen „einem stressigen Tag“ auf zwei Wochen später geschoben hast und zum geplanten Zeitpunkt nicht anwesend bist.
Anknüpfungspunkt im OKR Zyklus
Eure Integrität sehr ihr gespiegelt bei euren regelmäßigen OKR Check-Ins am Fortschritt der Zielerreichung. Hier könnt ihr dann im Team besprechen, was euch im Weg ist um integer zu handeln und Verantwortliche benennen, die für euch oder das Team den Weg ebnen.
Ein wirkungsvoller weiterer Effekt: Integrität ist die Kernzutat von Vertrauen. Wer immer macht, was er gesagt hat, dass er es machen wird, wann er gesagt hat, dass er es machen wird, dem wird Vertrauen geschenkt. Und erst in einem Klima des Vertrauens können viele Potenziale der Zusammenarbeit erst vollständig erweckt werden.
Coaching Prinzip 6: Handle, trotz deiner Gedanken und Emotionen
Bewusstseins-Coaching Prinzip
Das Wissen, dass du jederzeit handeln kannst, egal was du denkst und welche Emotionen du gerade fühlst, unterstützt euch im Bewusstseins-Coaching, eure gewünschte Integrität herzustellen. Denn wir sind nicht unsere Gedanken und Emotionen.
Ziele nehmen wir uns vor, weil wir bis heute eben diesen gewünschten Zustand noch nicht erreicht haben. Es geht also um Veränderung.
Und Veränderungen stoßen natürlicherweise auf Widerstände. Diese können innere Zweifel sein oder unangenehme Gefühle (z.B. Wenn du selbst nicht 100% glaubst, dass das Ziel machbar ist). Oder die inneren Widerstände manifestieren sich im Äußeren durch provozierende Sprüche von anderen Führungskräften, die dich zögern lassen, Kollegen außerhalb des Teams, die neue Prozesse boykottieren und deine Zielerreichung zu unerreichbar werden lassen oder Absagen von Kunden.
Im Bewusstseins-Coaching unterstützen wir dich zu erkennen, dass zweifelnde Gedanken, unangenehmen Gefühle oder äußere Umstände kein Grund sind, dich von der Erreichung des dir selbst gegebenen Versprechen abzuhalten. Dann wir haben zwar Gedanken, aber wir "sind" nicht unsere Gedanken.
Anknüpfungspunkt im OKR Zyklus
Wenn ihr euch unbewusst von inneren oder äußeren Widerständen beeinflussen lasst, werdet ihr Verständnis für die Prozessverlängerungen oder die Absagen zeigen, diese hinnehmen und dabei eure Integrität beeinträchtigen.
Seid ihr jedoch achtsam und nehmt euch regelmäßig Raum zum Reflektieren und Abstand gewinnen von euren Gedanken und Gefühlen (zum Beispiel durch Meditation oder andere Achtsamkeitsübungen) zum könnt ihr in neue Wege finden eure Commitments einzuhalten.
Das beginnt bei jeder einzelnen Person, die trotz Angst um ihr Status als „nette Kollegin“ bei der Umsetzung der Aufgaben während des OKR-Zykluses in die Kommunikation zur Lösung des Konfliktes mit dem „Prozessblockierer“ geht und endet bei Teamreflektionen (z.B. im OKR Check-In), in denen innere und äußere Blockaden identifiziert werden und Verantwortliche für deren schnelle Behebung benannt werden.
Für mehr Inspiration rund um das Thema „Wir sind nicht unsere Gedanken und Gefühle“ empfehle ich u.a. die Bücher Artikel und Videos von Dr. Jo Dispenza.
Coaching Prinzip 7: Raum für Neues schaffen durch Abschlüsse
Bewusstseins-Coaching Prinzip
Wenn ein Zyklus zu Ende geht, ist es Zeit für einen Kassensturz. Dieser findet im Coaching zum Ende einer jeden Coaching Session und des gesamten Coaching-Zyklus statt.
Als Letztes möchte ich euch zusätzlich unterstützend das Prinzip „Abschluss herstellen“ ans Herz legen. Es beinhaltet, privat wie beruflich darauf zu achten, dass alle einmal begonnenen Themen einen offiziellen Abschluss finden, damit ihr all eure Kreationsenergie auf die jetzt wirklich wichtigen Themen richten könnt.
Anknüpfungspunkt im OKR Zyklus
Auch wenn ein OKR Zyklus zu Ende gegangen ist, heißt das nicht automatisch, dass alle Themen abgeschlossen werden konnten. Es kann sein, dass Themen noch nicht ganz abgeschlossen sind, weil sie doch etwas länger gedauert haben oder dass ihr Themen im Laufe des Zyklus ganz zur Seite gelegt habt, weil neue Umstände neue Ansätze erfordert haben. So weit so gut.
Würdet ihr einfach direkt neue OKR Sets für das neue Quartal formulieren, würdet ihr eventuell offene Fäden hinterlassen, die bei Personen im Kopf noch Fragen und damit Energie binden. Oder es könnten Unklarheiten in der Zusammenarbeit mit anderen Teams entstehen, weil diese nichts vom „zur Seite legen“ der Themen aus dem alten OKR-Zyklus wussten.
In eurer OKR Reflektion könnt ihr nochmals alle offenen Themen sammeln und euch für eine dieser Alternativen entscheiden:
- 1Ihr stellt fest, dass es ok ist, dass das Thema nicht zu 100 Prozent beendet wurde, da sich Umstände geändert haben und informiert alle davon betroffenen Personen.
- 2Ihr stellt fest, dass es nicht ok ist, dass das Thema nicht zu 100 Prozent beendet wurde. Ihr nutzt die Reflektion, um euch folgende Fragen zu stellen: Was können wir für uns anerkennen? Was können wir loslassen? Welche Entscheidung können wir jetzt treffen? Im Anschluss wählt ihr einen der ersten nächsten Punkte 3 oder 4.
- 3Ihr beschließt, dass das Thema im neuen Zyklus noch 100 Prozent beendet werden soll und formuliert eventuell dazu nochmals ein OKR Set.
- 4Ihr beschließt, dass das Thema im neuen Zyklus noch 100 Prozent beendet werden soll, es bleibt eine Aufgabe, die noch erfüllt und eingeplant werden muss, aber in den OKR Sets fokussiert ihr euch nur noch auf die neuen Themen.